Von
Ida Maria Bauerreiss handschriftlich erstellter Lebenslauf, abgedruckt in „Ida Maria Bauerreiss –
Freude und Gedanken um eine Malerin in Augsburg zum 80. Geburtstag“,
Frühjahr 1982
Ich bin am 18.2.1902 in Heidenheim am Hahnenkamm geboren. Meine Mutter
eine geborene Augsburgerin war mit dem dortigen Pfarrer verheiratet.
Wir hatten dort ein wunderschönes altes Haus mit französischem
Dach Riesengarten mit Quelle – der am Ende ein Klosterweiher endete.
Es gab viele Bäume und rötliche Erde – und ich glaube
meine Liebe zur Natur stammt von dort.
Nach der Geburt meines Bruders 1906 (wir waren 3 Kinder) trennte meine
Mutter sich von ihrem Mann – und zog nach Kempten zu ihrem Bruder
– der dort Leiter des Kulturbauamtes war – und dieser nahm
uns mit auf seinen Beobachtungsgängen in die Berge.
Mein erstes Schuljahr verbrachte ich noch in Kempten. Dann zogen wir
zu den Großeltern nach Augsburg. Seit 1909 ist die nun mein fester
Wohnsitz. Ich ging zuerst in die Stadtpfleger Angerschule – dann
in’s Stettensche Institut. Frl. v. Kirschbaum war unsere Zeichenlehrerin
– und ich erinnere mich da noch an einen Fall – sie zeichnete
uns ein kompliziertes Blatt auf die Tafel – wischte es sofort
wieder aus – sagte das ist nun euere Prüfungsarbeit. Ich
glaubte es gar nicht richtig angeschaut zu haben – und zeichnete
halt so drauf los. Als wir unsere Arbeiten dann zurückbekamen –
sagte Frl. v. Kirschbaum – traurig – nur eine Einzige hat
es richtig gezeichnet und das ist die Bauerreiss – ich war so
überrascht dass ich es bis heute nicht vergessen habe.
Nach dem Stetten Institut hatte ich noch eine kurze Zeit privaten Unterricht
bei Frl. v. Kirschbaum – war dann noch bei dem Augsburger Maler
Gustav Schmidt – wo ich dann zur selben Zeit lernenden jungen
Karl Kunz kennen lernte. Diese Freundschaft dauerte dann bis zu seinem
Tode.
Aber ich wollte unbedingt nach München und setzte es auch durch.
Ich war eingerechnet die Inflationszeit 6 Jahre in München –
ging in die Münchner Lehrwerkstätten in der Hohenzollernstr.
hatte das Glück die 3 Professoren Karl Kaspar – Josef Eberz
und Adolf Schinnerer zu haben. Ich lebte hauptsächlich in dieser
schweren Zeit von Haferflocken – manchmal luden einen amerikanische
oder schwedische Kollegen zu einem Essen ein.
Die Ferien verbrachte ich in Jugoslawien und 1928 auf der Insel Kolocep
– lernte ich dort den Wiener Maler Friedrich Mauracher kennen
– der dort seit 6 Jahren ein Haus besaß. Im Herbst reiste
Mauracher mit mir nach Deutschland bekam in Augsburg 1930 ? im Künstlerhof
ein Atelier wo wir dann bis zu seinem Tode 1937 arbeiteten. F. Mauracher
bekam noch vor der Machtergreifung Hitlers – den damaligen Augsburger
Kunstpreis.
Ich behielt das Atelier bis zum Ausbomben 1944 wo dann bis zu diesem
Tage alle meine Bilder verbrannten. Bis wenige Tage vor dem Kriege war
ich in Mlini –(zwischen Dubrovnik und Zavtat) Jugoslawien –
jedes Jahr mindestens 2 Monate und all diese Arbeiten sind verbrannt.
Nach dem Kriege begann für mich und meine Schwester (mein Bruder
starb schon 1933) eine schwere Zeit – wir hatten im Febr. 1944
nicht nur das Haus in der Stadtjägerstr. sowie das Atelier im Künstlerhof
– auch das von Mutter 1910 gegründete Geschäft in der
Annastr. verloren.
Die Mutter starb im April 1945 – und wir mussten dann mit den
je 40 DM neu beginnen.
So gelang es uns auf Raten – das schwer beschädigte Gartenhaus
– langsam auf den heutigen Zustand zu bringen – das Geschäft
langsam wieder in Ordnung zu bringen es war durch eine Luftmine zerrissen
– und bis zum Parterre abgebrannt.
Wir waren in Aretsried untergebracht und versuchten von dort wieder
in Augsburg neu aufzubauen.
Ein tschechischer Kollege schickte mir nach dem Ausbomben ein paar Oelfarben
daher das Bild meiner Schwester in Aretsried.
1951/52/53 war ich dann zum ersten Mal wieder zum Malen unterwegs –
auf der Insel Reichenau – wo ich das Atelier des verstorbenen
Malers Lotter bekam.
1954 dann zum ersten Mal nach Spanien Insel Ibiza die damals noch wunderbar
zu erleben war. Bis 1965 war ich 10x auf Ibiza – 1x in Nerja –
einmal in Peniscola.
1966 zum ersten mal in der Turkey. 6x erlebte ich es.
Dann kamen Aufenthalte abwechselnd in Griechenland Italien – Teneriffa
– Jugoslawien
1975 bekam ich den Kunstpreis der Diözese Augsburg.
Ich habe jedes Jahr bei der Großen Schwäbischen Kunstausstellung
mitgemacht – 2x dort Sonderausstellungen gehabt. Einzelausstellung
in Aichach. 3x Einzelausstellungen in der Ecke und sonstige Beteiligungen
wie Holland-München Split etc. Ich hatte das Glück gescheite
Menschen kennen zu lernen.
So waren unter den Freunden auch Bert Brecht (Theater mit und gespielt
im Frohsinn vorgelesen spazieren gehen am Lech)– Kaspar Neher
und Rudolf Pannwitz. Holländischer Komponist Jan Brandts-Buys und
Frau.
Ein Paar Zeichnungen aus der Zeit 1928 auf der Insel Kolocep fanden
sich noch – ebenso das Bild – Kartenspielende Frauen das
auch noch vor dem 2ten Krieg entstand.
Großvater mütterlicherseits Gottfried Eisenmeier Privatier
Geb 9. Juli 1837 in Möttingen im Ries – bis zum 40 Jahre
Bierbrauerei Augsburg-Jahobervorstadt
Vater von mir Pfarrer in Heidenheim a/H. geb. in Erlangen geb 6.II 1866
Mutter ließ sich scheiden keinerlei Verbindung zu ihm.
Mutter Marie Ida Sophie geb. 11. April 1871 in Augsburg
Tabellarischer
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Aktualisierung: 15.03.2005